Nicht zur Wahl zu gehen, ist das Ende.

Viele Kollegen, Prominente und Bürger haben gestern etwas Besonderes getan. Sie haben deutschlandweit eine einzige Stadt zur Wahl aufgerufen. Zur Wahl des Kölner Oberbürgermeisters. Sie wollten einen Satz verhindern, der später in den Nachrichten auftauchte.
„Auf die Wahlbeteiligung hatte der Anschlag keinen Einfluss. Sie blieb niedrig – bei rund 40 Prozent.“
Im Internet erklärt man mir heute, warum das so ist. Man ging nicht zur Wahl, weil man Vertrauen in die Kölner Stadtpolitik verloren habe. Weil ein Attentat nur „Tagesgeschehen“ sei und die nächsten 5 Jahre nicht bestimmen dürfe… Gottohgott…
Ich will das nicht akzeptieren.
Ich verstehe ja sogar, was damit gemeint ist. Ich verstehe sogar den Frust der Kölner. Nur die Konsequenz daraus, das Nicht-Hingehen zur Wahl, das verstehe ich nicht.
Die Wahl ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um uns an der Gestaltung des großen Ganzen zu beteiligen. Bekannt.
Ich gehe mal für Köln einen Schritt weiter:
– Wer den wählbaren Politikern nicht vertraut, geht halt hin und kreuzt nichts an (Enthaltung).
– Wer den wählbaren Politikern nicht vertraut, geht halt hin und kreuzt alles an (Ungültige Stimme).
Aber wer nicht einmal mehr hingeht, gibt alles auf.
In einer Zeit, in der Neonazis die Politik nicht aufgeben.
Nazis gestalten weiter. Neu: indem sie versuchen, Kandidaten zu töten.
 
Jetzt könnte man in einem kleinen Sonntagsspaziergang zeigen, dass wir anders wählen als Nazis, dass wir hinter der Demokratie stehen. An einem Tag, an dem sogar die New York Times beobachtet, wie Köln jetzt handelt!
Und Köln handelt. Köln bleibt zu Hause.
Krasser: Köln reagiert mit der niedrigsten Wahlbeteiligung aller Zeiten! Köln findet das nur „schlimm“ bei Facebook, „tragisch“ bei Twitter und wünscht „Gute Besserung“? Wie zynisch.
Nicht zur Wahl zu gehen, ist kein Protest.
Es ist einfach falsch.